Kommentar: Der Ertragsausblick an den europäischen Büro- sowie Hotelimmobilienmärkten hellt sich weiter langsam auf. Während jedoch die Hotellerie nach schwierigen Corona-Jahren deutlichen Rückenwind durch steigende Tourismuszahlen verspürt, kämpft der Büroimmobilien-Sektor vorerst weiter mit Leerstand. Hochwertige Flächen in Toplagen bleiben aber gefragt.
Zur Interpretation der Pfeile: "Dieses Kapitalmarktthema hat eine dämpfende bzw. neutrale bzw. stimulierende Auswirkung auf die betreffende Kapitalmarktgröße." Da sich am Markt viele Einflüsse überlagern, kann die tatsächliche Kapitalmarktentwicklung trotz korrekter Prognosen für dieses Thema in eine andere Richtung gehen als von den Pfeilen auf den ersten Blick suggeriert wird.
Tourismus feiert Comeback.
Davon profitiert der Hotelimmobiliensektor. Das Tourismus- und Reiseaufkommen in Europa hat sich nach den herausfordernden Corona-Jahren wieder deutlich erholt. Dazu beigetragen haben unter anderem internationale Sportevents wie die Fußball-Europameisterschaft oder die Olympischen Spiele in Paris. Hinzu kommen internationale Konzertreihen sowie das weiter anziehende internationale Messegeschäft.
Die Zimmerraten übersteigen die Vorkrisenniveaus mittlerweile bei weitem. Die Auslastung liegt insgesamt nur noch leicht darunter, was zu stark gestiegenen Zimmererträgen geführt hat. Die internationale Nachfrage hat wieder deutlich angezogen und wird sich im laufenden Jahr weiter erholen. Der Ausblick bleibt somit positiv.
Angesichts des Tourismusbooms setzen Anleger wieder verstärkt auf den Hotelmarkt. So belief sich das europaweite Hotel-Investmentvolumen im ersten Halbjahr 2024 auf 9,8 Mrd. Euro und damit 62 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil am Gesamtumsatz mit Gewerbeimmobilien registrierte mit 11,4 Prozent zudem einen neuen Rekord. Weil die Bautätigkeit angesichts hoher Zinsen und Baukosten rückläufig ist, setzen Hotelketten ihre Expansionspläne zunehmend durch die Übernahme von Bestandsbetrieben um.
Büronutzer überdenken Flächenbedarf.
Deutlich verhaltener ist die Stimmung bei der traditionell dominierenden Nutzungsart Büro. Weltweit überdenken Büronutzer ihren Flächenbedarf in der hybriden Arbeitsumgebung. Die Vermietungsprozesse sind langwierig, Incentivierungen haben zugenommen. Hochwertige Flächen in Toplagen bleiben im Fokus. Bei dezentralen Lagen müssen Qualität und Infrastruktur passen.
Der Leerstand an Europas Büromärkten stieg wegen der nach wie vor erhöhten Fertigstellungen und der verhaltenen Konjunktur weiter an. Im globalen Vergleich ist die einstellige Quote jedoch nach wie vor niedrig und liegt nur leicht über ihrem langjährigen Mittel. Außerdem konzentrieren sich die Leerstände auf ältere Bestandsgebäude in Randlagen. Nach 2025 sollte die Neubauproduktion spürbar zurückgehen, was dazu führt, dass die Leerstände ab 2026 wieder sinken dürften.
Lage bleibt entscheidend.
Nach dem starken Wachstum der Vorjahre dürfte außerdem die Mietentwicklung in Europa einhergehend mit der nachlassenden Inflation an Dynamik verlieren. Die Spreizung des Marktes wird sich zugunsten hochwertiger und nachhaltiger Gebäude in zentralen und gut angebundenen Lagen verschärfen. Der Trend geht zu kleineren, aber feineren Flächen, was weiter steigende Spitzenmieten begünstigt.
Die Markteinschätzung der Renditeniveaus bleibt insgesamt erschwert mangels Transaktionen. Die Deka-Volkswirte erwarten jedoch in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine leichte Marktbelebung. Aus der Boomzeit vermehrt anstehende Anschlussfinanzierungen dürften die Verkaufsbereitschaft insgesamt erhöhen. Die Transaktionsevidenz sollte zunehmen, die Rendite-Indikationen durch Deals bestätigt werden.