ANALYSE
Arbeitskräftemangel.
Die Alterung der Gesellschaft lässt das Erwerbspersonenpotenzial schrumpfen, die digitale und klimapolitische Transformation der Wirtschaft führt zu neuen Anforderungsprofilen für Arbeitskräfte und entwertet Bildungsbiografien. Ein Blick auf die aktuelle Arbeitskräftesituation und ihre Ursachen.
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Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung - diese Begriffe stehen für Veränderungen, die eng mit dem Thema Arbeitskräftemangel verbunden sind. Gerade für Deutschland, dass zu den am stärksten von der Knappheit betroffenen Ländern gehört, ist schnelles Handeln wichtig, um gravierende Produktionsprobleme und Wachstumseinbußen zu verhindern.
Erwartete Marktauswirkungen.
Kommentar: Die Alterung der Gesellschaft in Deutschland lässt das Erwerbspersonenpotenzial schrumpfen, die digitale und klimapolitische Transformation der Wirtschaft führt zu neuen Anforderungsprofilen für Arbeitskräfte und entwertet Bildungsbiografien. Demographie, Digitalisierung und Dekabonisierung - diese Begriffe stehen für Veränderungen, die eng mit dem Thema Arbeitskräftemangel verbunden sind. Gerade für Deutschland, dass zu den am stärksten von der Knappheit betroffenen Ländern gehört, ist schnelles Handeln wichtig, um gravierende Produktionsprobleme und Wachstumseinbußen zu verhindern. Sollte das Wachstum durch den Arbeitskräftemangel beeinträchtigt werden, hätte das neben den konjunkturellen Bremswirkungen auch dämpfende Effekte auf die Inflation.
Zur Interpretation der Pfeile: Dieses Kapitalmarktthema hat eine dämpfende (roter Pfeil) bzw. neutrale (gelber Pfeil) bzw. stimulierende Auswirkung (grüner Pfeil) auf die betreffende Kapitalmarktgröße. Da sich am Markt viele Einflüsse überlagern, kann die tatsächliche Kapitalmarktentwicklung trotz korrekter Prognosen für dieses Thema in eine andere Richtung gehen als von den Pfeilen auf den ersten Blick suggeriert wird.
Zusammenspiel von Auslösern.
Die Gründe für das derzeitige Fehlen von Arbeitskräften liegen in verschiedenen Faktoren, die in unterschiedlichen Kombinationen auftreten können. Arbeitskräftemangel ist zunächst Ausdruck einer allgemeinen physischen Knappheit. Diese kann in der demographischen Entwicklung begründet sein, wodurch sich das Erwerbspersonenpotenzial verringert. Schlussendlich spielt nicht die „Anzahl der Köpfe“ die entscheidende Rolle, sondern deren Arbeitszeit. Je weniger die Menschen pro Woche und an Lebensjahren arbeiten, desto knapper wird der Faktor Arbeit.
Doch selbst wenn dieser reichlich vorhanden ist, kann es zu einem Mangel kommen, indem Angebot und Nachfrage nicht zueinander passen. Die von Unternehmen gewünschten Qualifikationen werden von den Arbeitsuchenden nicht erfüllt. Solche „Mismatches“ entstehen zum Beispiel, wenn die Berufs- und Studienfachwahl bzw. Bildungsabschlüsse (z.B. zu viele akademische Abschlüsse) nicht mit der arbeitgeberseitigen Nachfrage in Einklang stehen, die Qualität der Bildung/Ausbildung nicht ausreicht oder Softskills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit bzw. Leistungsbereitschaft fehlen.
In Zeiten des starken Strukturwandels, wie er durch die Digitalisierung und den Klimawandel angestoßen wurde, steigen solche Missverhältnisse spürbar an, weil vorhandene Ausbildungen entwertet werden und neue Qualifikationen nicht schnell genug bereitgestellt werden können.
Die Ursachen von demographischen Defiziten und Mismatches sind nur sehr schwer oder und nur mit Verzögerungen zu beheben. Sie lassen sich nur über steigende Geburtenraten, Zuwanderung, die Mobilisierung von Reserven (wie Frauenerwerbstätigkeit oder Arbeitszeitverlängerung) oder durch ein beschleunigtes Produktivitätswachstum verringern. Auch Verbesserungen in den Bereichen Bildung und Ausbildung sowie Umqualifizierungen geschehen nicht über Nacht.
Leichter sind Engpässe zu beheben, die lediglich aus einer Neubewertung des Erwerbslebens resultieren, wie sie durch die Corona-Pandemie angestoßen wurde. Viele Menschen stellten die „Work-Life-Balance“ ins Zentrum ihrer Bedürfnisse oder zogen sich (temporär) sogar ganz aus dem Erwerbsleben zurück. Begünstigt wurde dies durch großzügige staatliche Unterstützungsleistungen. Zudem haben die Pandemiejahre zu einer Neubewertung der Attraktivität von Arbeitsstellen in unterschiedlichen Branchen geführt. Dies erklärt beispielsweise die Schwierigkeiten bei der Besetzung von Arbeitsplätzen in Dienstleistungsbranchen wie etwa in der Gastronomie oder im Handel. Die Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten, Entlohnung etc.) spielten dabei eine wichtige Rolle, aber auch die Tatsache, dass diesen Angestellten die Vorzüge der Arbeit im Homeoffice verwehrt bleiben.
In anderen Branchen führten knappheitsbedingte Folgeprobleme wie der Burnout überlasteter Arbeitskräfte (zum Beispiel im Bereich der Pflege) zu einem geringeren Arbeitsangebot. So gab eine Umfrage der Europäischen Arbeitsbehörde (ELA) unter vom Arbeitskräftemangel betroffenen Unternehmen, dass nahezu jeder zweite Betrieb der Knappheit durch eine Mehrbelastung der Belegschaft begegnet.
Neue Signale setzen.
Auch falsche politische Weichenstellungen können zu einem Arbeitskräftemangel beitragen, wie die Möglichkeit zur Frühverrentung oder allgemein die Verringerung der Lebensarbeitszeit. Solche Entwicklungen verschärfen perspektivisch die demographischen Probleme.
Wirtschaftspolitisch gilt es deshalb, den Engpässen durch eine Verlängerung der Arbeitszeit in Bezug auf Wochen- und Lebensarbeitszeit zu begegnen. Gleichzeitig muss dem qualifikatorischen Ungleichgewicht durch eine bessere und zielgerichtetere (Aus- und Weiter-) Bildung entgegengewirkt werden. In beiden Bereichen tut sich Deutschland schwer, wie die gewerkschaftlichen Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und die PISA-Ergebnisse zeigen. Erschwerend wirkt gleichzeitig die Entwertung von Humankapital in weiten Teilen der Volkswirtschaft aufgrund der notwendigen Klimatransformation.
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