INTERVIEW
Es gibt keine Alternative.
Deka Private und Wealth traf Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der Deka zum Expertengespräch.
Frau Spielmann, brauchen wir den digitalen Euro überhaupt?
Ein klares Ja. Zum einen, weil der Euro im Wettbewerb mit anderen großen Währungen steht. Und wenn es in anderen Wirtschaftsregionen digitale Währungen gibt, kann der Euro schnell ins Hintertreffen geraten. Zum anderen wird der digitale Euro benötigt, um die Vorteile der Blockchain tatsächlich effektiv nutzen zu können. Denn egal, was für eine Art von Transaktion wir machen wollen, ob bei Warenlieferungen oder Wertpapiergeschäften: Uns fehlt das Geld auf der Blockchain.
Welchen Einfluss wird der digitale Euro auf die Wirtschaft haben? Wie werden Unternehmen profitieren?
Wichtig ist, dass wir einen digitalen Euro haben, der die Bedürfnisse der Unternehmen berücksichtigt. Die Einführung eine Wholesale-CBDC ist der richtige Schritt. Das Zusammenspiel des digitalen Euro und von Smart Contracts auf der Blockchain bedeutet deutlich weniger Aufwand. Wenn der digitale Euro auf der Blockchain verfügbar ist, können Transaktionen und Zahlungen mit Smart Contracts verknüpft werden. Vereinfacht gesagt sind Smart Contracts programmierte „Wenn-Dann-Bedingungen“, die Zahlungen automatisch auslösen. Unternehmer müssen beispielsweise keine Rechnung mehr versenden, weil über den Smart Contract die Rechnung automatisch da ist. Mit Bestätigung des Wareneingangs bezahlt der Kunde in digitalen Euros. Es fallen somit viele bürokratische Schritte weg, etwa beim Rechnungseingang, beim Zahlungsverkehrssystem oder bei der Prüfung. Unternehmen können so taggleich ihre Transaktionen abwickeln, was bedeutet, dass der Verkäufer mit der Bestätigung des Wareneingangs taggleich sein Geld auf dem Konto hat. Und über seine Geschäftsbank kann er jederzeit die Summe in normale Euros zurücktauschen, wenn das gewünscht ist.
Was passiert, wenn andere Zentralbanken schneller sind?
Ich sehe nicht, dass wir im europäischen Wirtschaftsraum oder in den Außen-Handelsbeziehungen dann Nachteile hätten. Es dauert ja noch, bis die Infrastruktur aufgebaut ist. Ich glaube eher, dass das dem digitalen Euro noch einen Schub verleihen würde, denn man sieht, dass es in weiteren Ländern funktionierende Lösungen gibt. Die Frage wird dann nur sein, inwieweit das für uns adaptierbar ist.
Wie kann die Deka als Technologie-Innovationsführer hier helfen?
Unser Fokus liegt darauf, ein bedarfsgerechtes Angebot für Sparkassen und deren Kunden zu entwickeln. Wir wollen auch in Zukunft zuverlässiger Partner sein und Unternehmer und Anleger in dem Prozess des Wandels tatkräftig unterstützen. Wir beziehen die Sparkassen in diesen Prozess mit ein und arbeiten gemeinsam mit ihnen an innovativen Produktlösungen.
Was meinen Sie konkret?
Eine sehr spannende Frage ist beispielsweise, wo der digitale Euro künftig aufbewahrt werden wird. Derzeit erwägt die EZB, eine eigene Wallet-Lösung zur Verfügung zu stellen, und zwar für Retail- und institutionelle Kunden. Wir sehen das nicht als mehrwertstiftende Lösung für Kunden. Die Kunden haben schließlich bereits ein Girokonto bei einer Bank oder Sparkasse und werden es auch weiterhin benötigen. Denn es gibt ein ganz klares Bekenntnis der EU-Kommission, dass Bargeld auch weiterhin volle Akzeptanz im europäischen Wirtschaftsraum haben soll. Außerdem schätzen sie die zusätzlichen Services, die ihre Hausbank rund um das Konto bietet. Mit der Einführung des digitalen Euro wird das Girokonto nicht obsolet. Für den Kunden vorteilhaft ist aus meiner Sicht also die Zusammenführung von Girokonto und Wallet für den digitalen Euro. Außerdem wären wir gerne der Intermediär, wenn der digitale Euro in Cash umgetauscht wird und umgekehrt, weil die Banken und Sparkassen ja weiterhin die Bargeld-Funktionen übernehmen werden.
Welchen Einfluss wird der digitale Euro auf digitale Wertpapiere und den Handel damit haben?
Meine persönliche Meinung dazu ist: Solange wir keinen digitalen Euro haben, wird das Wachstum im Krypto-Wertpapierbereich oder bei den digitalen Wertpapieren nur moderat ausfallen. Wenn der digitale Euro da ist, wird das Thema an Dynamik gewinnen. Das Gleiche gilt für das Wertpapierfinanzierungsgeschäft. Hier wird man auch den Euro auf der Blockchain benötigen, um die Wertpapierfinanzierungsgeschäfte durchführen zu können. Deswegen ist die Einführung des digitalen Euros ein ganz wichtiger Schritt, um über die Finanzindustrie hinaus für die Kunden die Vorteile der Blockchain weiter zu erschließen.
Wann rechnen Sie mit der Einführung?
Zwei Jahre wird die aktuelle Phase nun dauern. In diesen zwei Jahren sollen die Technologieanbieter ausgewählt werden, die zum einen eine Plattform, zum anderen die Infrastruktur für den digitalen Euro aufbauen können, also die Blockchain, auf dem der digitale Euro künftig begeben und bewegt wird. Und gleichzeitig soll der regulatorische Rahmen entwickelt und die Rolle der Geschäftsbanken definiert werden. Das dauert. Daher glaube ich, dass der digitale Euro nicht vor 2027 eingeführt wird. Dass aber der digitale Euro eingeführt wird, davon bin ich fest überzeugt. Denn es gibt keine Alternative.
Hintergrundbeitrag zum Thema.
Mit der Blockchain-Technologie die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen sichern: Weltweit wird der Einsatz von digitalem Zentralbankgeld geprüft und vorbereitet, auch in der Eurozone. Ein digitaler Euro könnte für viele Blockchain-Anwendungen im industriellen Kontext das fehlende Puzzle-Stück sein.
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