INTERVIEW
Nachhaltigkeit ist auch für Mittelständler ein Werttreiber.
Deka Private und Wealth traf Ingo Speich, Head of Sustainability & Corporate Governance bei Deka Investment, zum Experten-Interview.
Warum ist für Mittelständler die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit so wichtig?
Nur eine verantwortungsbewusste und auf nachhaltige Wertschöpfung ausgerichtete Führung und Kontrolle macht Unternehmen langfristig erfolgreich. Der Mittelständler muss also verstehen, dass Nachhaltigkeit auch für sein Unternehmen ein Werttreiber ist, der ihm entweder hilft, Erträge zu steigern oder Risiken zu vermeiden. Doch solch ein nachhaltiger Führungsstil darf für den mittelständischen Unternehmer nicht als Bürde verstanden werden, sondern als Chance. Eine Chance, die es gilt zu suchen, gerade im Kontext der sich ändernden Rahmenbedingungen.
Was meinen Sie damit?
Wir sehen auf mehreren Ebenen große Veränderungen. Zum einen betrifft das die Regulatorik. Um es klar zu sagen: Wir stehen beim Thema Nachhaltigkeit nicht am Ende der Regulierung, sondern erst ganz am Anfang. Zum anderen ändert sich das Mindset, also die Vorstellung, wie man leben sollte. Das gilt insbesondere für vermögende und jungen Kunden. Sie haben eine besondere Affinität zu dem Thema. Daneben spielt aber auch das Reputations- und Markenmanagement beziehungsweise der Auftritt in der Region eine zunehmend wichtige Rolle. Der Unternehmer sollte sich hier klar positionieren und sicherstellen, dass das Unternehmen im ökologischen und sozialen Bereich vorne mitspielen kann. Das wirkt sich positiv auf das Image und auch auf die Mitarbeitergewinnung aus. In einer Zeit des Fachkräftemangels kann das ein wichtiges Differenzierungsmerkmal im Jobmarkt sein.
Gibt es noch weitere Gründe?
Ja, das Thema schlägt sich direkt auch auf den Unternehmenswert aus, Stichwort Unternehmensübergabe. Bei einem Unternehmen mit einem sehr hohen CO2-Fußabdruck und bei dem die Produktpalette Nachhaltigkeitsaspekte nur rudimentär integriert, werden Käufer nicht bereit sein, hohe Preise zu zahlen, weil die transitorischen Risiken zu stark auf dem Unternehmensmodell lasten. Deshalb ist es auch im Sinne des Werterhalts der Firma essenziell, Nachhaltigkeitselemente in die Unternehmensstrategie einzubauen.
Wie ist Ihre Beobachtung — Ist die Notwendigkeit, sich mit sozialen und ökologischen Themen stärker zu beschäftigen, bereits im Bewusstsein der Mittelständler angekommen?
Das ist sehr unterschiedlich. Große Unternehmen haben das Thema schon erkannt, aber aufgrund der globalen Verflechtung und der Komplexität ist es oft schwer, dort Geschwindigkeit zu entwickeln. Insgesamt sehen wir gerade in Aspekten des Klimawandels schon viele positive Entwicklungen, darüber hinaus jedoch leider noch sehr selten. Das hängt damit zusammen, dass im ökologischen Bereich die Regulierung schon weiter ist und viele Unternehmen zudem dort schon Selbstverpflichtungen abgeschlossen haben. Allerdings ist meine persönliche Einschätzung, dass gerade viele große Gesellschaften noch mehr Gas geben könnten.
Was bedeutet das konkret für den Unternehmer? Wie sollte er jetzt vorgehen?
Der Unternehmer sollte sich Gedanken machen, wie sein Geschäftsmodell in fünf bis zehn Jahren aussieht. Ist es für die Zukunft gerüstet, nicht nur aus der Berichterstattungspflicht heraus und was die Lieferketten angeht, sondern auch hinsichtlich der Wertgenerierung und der Risikoreduzierung? Es ist wichtig, die Geschäftsstrategie mittel- und langfristig auf die veränderten Rahmenbedingungen im ökologischen und sozialen Bereich auszurichten. Dazu bedarf es entsprechender Ressourcen – personell und hinsichtlich Sachkosten.
Bislang war das Thema Innovation einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Spielt das keine Rolle mehr?
Im Gegenteil: Durch Nachhaltigkeit werden Unternehmen innovativer. Das heißt, Nachhaltigkeit ist der Katalysator für Innovation. Innovation bedeutet ja, dass Unternehmen sich den geänderten Rahmenbedingungen anpassen, um mit den Produkten und Dienstleistungen im Wettbewerb vorne mitzuspielen. Und die Rahmenbedingungen, die wir in den vergangenen fünf Jahren gesehen haben, werden sich massiv verschärfen. Wenn ein Unternehmer dies nicht in den Innovationsprozess einbaut, wird er im Wettbewerb zurückfallen. Der Blick in den Rückspiegel hilft nicht, weil die Veränderungsgeschwindigkeit in der Zukunft viel höher ist als das, was er im Rückspiegel sieht.
Die Herausforderungen sind enorm. Wer bietet bei dem Thema Unterstützung?
Man kann die genauen Maßnahmen nicht pauschalieren, sondern der Unternehmer muss es für seine Region und sein Geschäftsgebiet hinterfragen und seine Strategie entwickeln. Das ist eine hochindividuelle Angelegenheit, für die die Deka zur Verfügung steht, wenn es um Kapitalmarktthemen geht. Wenn es um die Unternehmensstrategie geht, sind die Sparkassen vor Ort erste Ansprechpartner. Denn entscheidend ist die lokale Expertise. Es macht natürlich einen Unterschied, ob das Unternehmen an der Küste oder im Voralpenland seinen Standort hat. Natürlich wird der Aufwand für die Unternehmen immer größer. Aber um es klar zu sagen: Es werden die Unternehmen auf der Strecke bleiben, die sich dagegen sperren, weil der Wettbewerbsfaktor einfach zu groß ist.
Hintergrundbeitrag zum Thema.
Governance als Herzstück der Nachhaltigkeit: Wirtschaftlicher Erfolg steht im Einklang mit sozialer und ökologischer Verantwortung. Dies erkennen immer mehr Unternehmen und achten im Rahmen ihrer Geschäftsstrategie darauf, Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) zu berücksichtigen. Doch es gibt gerade im Mittelstand noch Nachholbedarf.
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