ANALYSE
Welthandel im Umbruch.
Deutschlands Export steht unter Druck durch einen schwunglosen Welthandel, neue Wettbewerber im deutschen Produktsegment sowie protektionistische Risiken. Vor diesem Hintergrund ist die Schaffung international wettbewerbsfähiger Standortbedingungen von herausragender Bedeutung.
Interessant für Sie, wenn …
Sie einen exportorientierten mittelständischen Betrieb führen und sich über unternehmenspolitische Entscheidungen Gedanken machen.
Sie unternehmerisch in internationale Handelsbeziehungen involviert sind.
Sie sich für Standortpolitik interessieren.
Hatte der deutsche Export bis zur globalen Finanzkrise noch im Schnitt um 6,2 Prozent pro Jahr zugelegt, flachte das Wachstum der Ausfuhren danach bis 2017 auf 3,3 Prozent ab. Inzwischen liegt der Zuwachs nur noch bei einem Prozent pro Jahr. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig.
Erwartete Marktauswirkungen.
Kommentar: Deutschlands Export steht unter Druck durch einen schwunglosen Welthandel, neue Wettbewerber im deutschen Produktsegment sowie protektionistische Risiken. Vor diesem Hintergrund ist die Schaffung international wettbewerbsfähiger Standortbedingungen von herausragender Bedeutung.
Zur Interpretation der Pfeile: Dieses Kapitalmarktthema hat eine dämpfende bzw. neutrale bzw. stimulierende Auswirkung auf die betreffende Kapitalmarktgröße. Da sich am Markt viele Einflüsse überlagern, kann die tatsächliche Kapitalmarktentwicklung trotz korrekter Prognosen für dieses Thema in eine andere Richtung gehen als von den Pfeilen auf den ersten Blick suggeriert wird.
Welthandelsintensität gesunken.
Seit 2008/2009 expandiert der Welthandel im Trend nur noch im Gleichschritt mit dem globalen Bruttoinlandsprodukt. Zuvor war er deutlich stärker angestiegen als die weltweite Wirtschaftsleistung. Phasen eines beschleunigten Anstiegs der globalen Export- oder Welthandelsquote sind nichts Ungewöhnliches. Ein prominentes Beispiel ist der Fall des Eisernen Vorhangs Ende der Neunzigerjahre und die darauffolgende Integration der Märkte Mitte- und Osteuropas sowie die Öffnung Chinas und dessen Integration in den Weltmarkt. In dieser Zeit wurden neue Absatzmärkte erschlossen und es entwickelte sich eine ausgeprägte internationale Arbeitsteilung. Seit der globalen Finanzkrise ist diese stürmischste Phase der Globalisierung zu einem jähen Ende gekommen.
Neue Wettbewerber.
Während der „Welthandelskuchen“ langsamer wächst, nimmt gleichzeitig die Anzahl der Wettbewerber auf globaler Ebene zu. Insbesondere der Anteil asiatischer sowie mittel- und osteuropäischer Länder hat seit den Neunzigerjahren spürbar zugelegt. Insgesamt steigerten die aufstrebenden Volkswirtschaften ihre Marktanteile in den letzten Jahren signifikant. Dies ging zulasten der Industrienationen, deren Weltexportanteil von in der Spitze über 80 Prozent im Jahr 1991 auf zuletzt unter 60 Prozent gesunken ist.
Warum verliert Deutschland Marktanteile?
Die Ursachensuche beginnt mit dem Befund, dass immer mehr Volkswirtschaften für sich Anteile am Welthandel beanspruchen, allen voran China. Doch nicht nur allgemein wächst die Konkurrenz, sondern auch in Deutschlands Paradedisziplinen, der Investitionsgüterindustrie und der Chemie. China wird insbesondere im Investitionsgüterbereich immer stärker, aktuell aber noch in erster Linie im Bereich der Elektroindustrie. Im Zuge der Elektrifizierung der Fahrzeugtechnik dürfte hier jedoch ein gewichtiger Konkurrent für die deutsche Automobilindustrie heranreifen. Gleichzeitig droht Deutschland angesichts der hohen Energiekosten Teile der chemischen Industrie ans Ausland zu verlieren. Hier zeigen sich die USA besonders stark, doch auch in der Volksrepublik entstehen neue Produktionsstandorte.
Deutsche Unternehmen sind insbesondere bei Gütern stark, die einen überdurchschnittlichen Forschungs- und Entwicklungs-Aufwand (F&E) benötigen. Diese machen fast 70 Prozent der deutschen Exporte aus. Das liegt zum einen allgemein an der guten F&E-Infrastruktur in Deutschland und speziell auch in den Unternehmen selbst sowie auch daran, dass sich nur in diesen Bereichen die hohen Produktionskosten hierzulande überwälzen lassen. In den letzten Jahren haben aber zahlreiche Konkurrenten beim Thema F&E zu Deutschland aufgeschlossen. Abgehängt sind deutsche Unternehmen insbesondere im Bereich hoher F&E-Intensität.
Volkswirtschaften, die sich in diesem Bereich sogar vor Deutschland geschoben haben, sind oftmals asiatische Länder mit geringeren Arbeitskosten. Diese punkten damit gleich doppelt im Wettbewerb. Im Bereich mittelhoher F&E-Intensität konnte Deutschland eine Spitzenposition unter den Top-Ten halten, doch auch hier wird der Wettbewerb intensiver.
Herausforderung Protektionismus.
In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten greifen Staaten gerne auf den Instrumentenkasten des letzten Jahrtausends zurück: den Protektionismus. So haben wettbewerbsbehindernde Maßnahmen spätestens seit 2018 massiv zugenommen. Im Vordergrund stehen dabei – anders als in der allgemeinen Wahrnehmung – nicht Zölle, sondern Subventionen, die die heimische Produktion verbilligen und so Wettbewerbsvorteile schaffen sollen. Unter einer neuen Trump-Regierung könnte sich dies allerdings ändern. Der republikanische Präsidentschaftskandidat denkt offen über eine Verdreifachung aller US-Zölle nach. Auch die EU hatte zuletzt China gedroht, seiner massiv vom Staat gestützten E-Auto-Industrie bei Einfuhren mit Zöllen zu begegnen. All das könnte den schon geschwächten Welthandel weiter schädigen.
Fazit: Keine leichte Zeiten für eine Exportnation.
Das deutsche Geschäftsmodell, welches auf internationaler Arbeitsteilung und dem globalen Absatz von Produkten „Made in Germany“ basiert, erscheint von vielen Seiten bedroht. Hinzu kommen weiter schwelende geopolitische Risiken. Um dem Ernst der Lage zu begegnen, ist die deutsche Politik gefordert alles versuchen, um bestehende Handelswege offen zu halten und neue Märkte durch Handelsabkommen zu erschließen. Gleichzeitig ist es wichtig, die Standortbedingungen zu verbessern, damit die Produktionskosten beherrschbar bleiben, und durch Forschung & Entwicklung Produktivitätsschübe anzustoßen und neue innovative Produkte zu entwickeln.
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