HINTERGRUNDBEITRAG
Standort Deutschland unter Druck.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland fällt im internationalen Vergleich deutlich zurück. Das zeigt eine umfassende Untersuchung des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Und mit Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung kommen weitere große Herausforderungen auf deutsche Unternehmen zu.
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Wirtschaft vor großen Herausforderungen.
Im Vergleich zur letzten ZEW-Auswertung ist Deutschland im Ranking abgerutscht und belegt von 21 untersuchten Industriestaaten nur noch Platz 18. Lediglich Ungarn, Spanien und Italien schneiden noch schlechter ab. Zwar profitiere Deutschland insbesondere in der aktuellen Krise von seiner vergleichsweisen geringen Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte. Negativ wirkten sich jedoch vor allem die hohen Energiepreise sowie unvorteilhafte Regulierungen für Unternehmen aus. Schlecht bewerten die Experten zudem die hohe Steuerlast, auch wenn es hier Verbesserungen gegeben habe. Bei Investitionen in die Infrastruktur oder Reformen des Steuersystems komme die Bundesrepublik zudem nicht voran.
Doch damit nicht genug. So steht die deutsche Wirtschaft auch noch vor der immensen Herausforderung, dass sie sich auf einen demografisch bedingten Personalmangel mit steigenden Löhnen einstellen muss. Gleichzeitig muss die Dekarbonisierung der Industrieproduktion vorangetrieben werden, was hohe Investitionen erfordert.
„Die Kennziffer Potenzialwachstum spiegelt die mittelfristige Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Volkswirtschaft ganz gut wider“, sagt Dr. Andreas Scheuerle, Leiter Industrieländerkonjunktur und Branchenanalysen bei der DekaBank. Die Prognosen liegen bei deutlich unter einem Prozent. Noch vor nicht allzu langer Zeit war die Kennziffer doppelt so hoch und lag über dem der Eurozone. „In den kommenden Jahren wird sich die Entwicklung umkehren. Dann wird das Potenzialwachstum Deutschlands wieder unterhalb dem der Eurozone liegen; wie vor rund 20 Jahren, als Deutschland als der kranke Mann Europas galt“, so Dr. Scheuerle.
Demografie.
Der demografische Wandel in Deutschland schreitet unaufhaltsam voran. Die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen verschieben den demografischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise. Bis Mitte der 2030er Jahre wird in Deutschland laut aktueller Prognosen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) um etwa 4 Millionen auf mindestens 20 Millionen steigen. Dann wird voraussichtlich jede vierte Person im Seniorenalter sein.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren in den kommenden Jahren ab. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es laut Destatis bis Mitte der 2030er Jahre zu einer Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken. „Die Demografie führt dazu, dass der Produktionsfaktor Arbeit relativ gesehen immer weniger verfügbar ist“, erläutert Deka-Volkswirt Dr. Scheuerle. Das bedeutet: Die Wachstumsmöglichkeiten der deutschen Volkswirtschaft werden so durch die Demografie begrenzt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die demografische Entwicklung auch die gesamten sozialen Sicherungssysteme betrifft. „Auch hier sind wir in Deutschland überhaupt nicht vorbereitet. Und das wird uns schneller und spürbarer treffen als andere Volkswirtschaften“, sagt Scheuerle und ergänzt. „Denn die Rente ist nicht durchfinanziert, und im Gesundheits- und Pflegebereich wird die Alterung der Gesellschaft ebenfalls ihre negativen Spuren hinterlassen.“
Deglobalisierung.
Deutschland war mal Exportweltmeister, profitierte von der Globalisierung und hatte ein hervorragendes internationales Standing. Doch die Tendenz geht, beschleunigt durch Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine, immer stärker zu einer – überspitzt ausgedrückt – „Deglobalisierung“. Konkret bedeutet dies, dass globale Produktionsketten verändert werden und der weltweite Handel verglichen mit der globalen Wirtschaftsleistung langsamer zunimmt.
Viele Unternehmen ziehen die Konsequenz aus gerissenen bzw. gestörten Lieferketten sowie geopolitischen Krisen. Einer aktuellen Erhebung der DZ Bank zufolge will jedes dritte Unternehmen in Deutschland vor allem das Geschäft in Europa ausbauen. Zwei Drittel gaben in der Befragung außerdem an, künftig auf ein verbreitertes Lieferantennetzwerk setzen zu wollen. Darüber hinaus denkt fast jeder dritte Mittelständler darüber nach, sein Geschäftsmodell anzupassen, um auf diese Weise Abhängigkeiten in der Wertschöpfungskette zu verringern.
Besonders die hohe Abhängigkeit von Rohstoffen ist für Deutschland ein Problem. So zeigt eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), dass die deutsche Wirtschaft zu über 90 Prozent auf entsprechende Importe angewiesen ist – noch dazu häufig aus wenig demokratischen Ländern wie China oder Kongo. Bei 14 der als besonders kritisch eingestuften 30 Rohstoffen liege die Abhängigkeit von Einfuhren demnach bei 100 Prozent.
Dekarbonisierung.
Eine große künftige Belastung stellt schließlich die Dekarbonisierung dar. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein und den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen bewältigt haben. Eine gewaltige Aufgabe, zu der auch die Wirtschaft einen enormen Betrag leisten muss.
Deutsche Unternehmen kämpfen dabei jedoch mit besonderes großen Herausforderungen. Zum einen, weil der Krieg in der Ukraine die bereits begonnene Energiewende in Deutschland zurückgeworfen hat. Zum anderen, weil die Energie in Deutschland durch den Dekarbonisierungsprozess teurer werden wird. Teurer als ohnehin schon. „Deutschland ist ein Hochpreisland, was Energie angeht. Allein beim Strom ist Deutschland bereits in Europa mit das teuerste Land. Nur Dänemark kommt ansatzweise in diese Kategorie“, berichtet Dr. Scheuerle. Und aufgrund der sehr stark auf die Industrie ausgerichtete Wirtschaft, die überdurchschnittlich viel Energie benötigt, ist Deutschland im europäischen Vergleich besonders von der Kostenbelastung betroffen.
Die langfristigen strukturellen Trends in Deutschland dürften somit die Wirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten belasten. Doch klar ist auch: Die Probleme des Standortes Deutschlands müssen nicht zwangsläufig die Probleme der deutschen Unternehmen sein bzw. werden. „Viele Firmen hierzulande sind in der Lage, insbesondere, wenn sie global aufgestellt sind, auf die Herausforderungen zu reagieren und beispielsweise ihre Produktion auszulagern oder sich neue Märkte zu suchen“, sagt Volkswirt Dr. Scheuerle. Gefragt sind mehr denn je Flexibilität, Resilienz und Kreativität.
Experten-Interview: „Es gibt leider keine Patentrezepte.“
Deka Private und Wealth traf Dr. Andreas Scheuerle, Leiter Industrieländerkonjunktur und Branchenanalysen bei der DekaBank, zum Expertengespräch.
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