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INTERVIEW

Neutraler Blick als Schlüssel zum Erfolg: So meistern Unternehmerfamilien den Generationenwechsel

29. Juni 2025
5 Minuten
Unternehmen übergeben und übernehmen
Unternehmerin oder Unternehmer

Im Übergabeprozess ist die längerfristige Begleitung von Externen wichtig, um den Beratungsprozess zu strukturieren, Meilensteine zu definieren, einen Übergabeplan oder auch eine Family Governance aufzustellen.

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Im Lebenszyklus von Familienunternehmen ist die erfolgreiche Übergabe eine der größten Herausforderungen. Im Gespräch mit Deka Private und Wealth erläutern Beatrice Rodenstock, geschäftsführende Gesellschafterin der Rodenstock-Gesellschaft für Familienunternehmen mbH, und Thomas Klinger, Leiter Wealth Management Region Mitte, DekaBank, was dabei insbesondere das Thema Emotionen so komplex macht und wie die neutrale Sicht bzw. der „vorgehaltene Spiegel“ von außen im Nachfolgeprozess richtungsweisend sein kann.

Deka Private und Wealth:

Der Mangel an potentiellen Nachfolgern lässt die Brisanz des Themas Unternehmensübergabe im deutschen Mittelstand kontinuierlich steigen. Zusätzlicher Knackpunkt können die Emotionen der beteiligten Personen sein. Viele Nachfolgeprozesse enden deshalb erfolglos. Muss man Emotionen in diesem Kontext als etwas Negatives betrachten?

Beatrice Rodenstock:

Nein, Emotionen an sich sind überhaupt nicht problematisch. Sie können im Rahmen eines Nachfolgeprozesses nur dann problematisch werden, wenn sie nicht beachtet und besprochen werden. Da bedarf es eines differenzierten Blicks darauf, aus welcher Richtung Bedürfnisse und Emotionen überhaupt kommen und an welchen Stellen sie gelöst werden müssen. Wichtig hierfür ist innerhalb der Unternehmerfamilie eine möglichst gemeinsame Bereitschaft, Bedürfnisse und Emotionen jedes Einzelnen offen darzulegen und diese dann zusammen zu reflektieren.

Deka Private und Wealth:

Und da kann der Blick von außen hilfreich sein. Inwiefern können Beratende dabei unterstützen, die Thematik tatsächlich zu managen?

Beatrice Rodenstock:

Aus meiner Erfahrung als Beraterin weiß ich wie wichtig es ist, erst mal ein gemeinsames Verständnis für den anderen zu haben. Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Loslassen“ auf Seiten der übergebenden Generation: Da ist zum einen das Gefühl, ein Lebenswerk aufgebaut zu haben, das zum Großteil den eigenen Lebensinhalt bestimmt hat und nun in „gute Hände“ gegeben werden soll. Zum anderen besteht das Bedürfnis nach Sicherheit, also sichergehen zu können, dass das Unternehmen nach den eigenen Vorstellungen auch weitergeführt wird.

Vielleicht ist da aber auch eine Angst, nicht genau zu wissen, wie der Tagesablauf aussieht, wenn man nicht mehr jeden Tag im Unternehmen ist und keine Kontrolle mehr darüber hat. Dann ist es die Rolle der Beraterin bzw. des Beraters, solche Gefühle und Bedürfnisse so transparent zu machen, dass über sie gesprochen werden kann, und zwar gemeinsam mit der nachfolgenden Generation. Damit auch die Jüngeren verstehen können, welche Befürchtungen die Senioren umtreibt. Dies ist ein wichtiger Ansatz, um zu schauen, wie man mit den jeweiligen Emotionen umgehen kann, um daraus Lösungen abzuleiten.

Deka Private und Wealth:

Wie erleben Sie aktuell die Entwicklung beim Generationenwechsel? Sehen Sie Unterschiede bei Denkweisen und Führungsstilen?

Beatrice Rodenstock:

Es sind natürlich Unterschiede zwischen den Generationen zu erkennen. Die Übergebenden beharren häufig noch auf ihren traditionellen Werten. Ihre Führungskultur ist manchmal schon noch geprägt vom „Ich entscheide alleine, die Verantwortung liegt nur bei mir“. Viele Senior-Inhaberinnen und -Inhaber halten es nicht für relevant, über die Dinge zu sprechen, weil die meisten Themen eben nur bei ihnen in der Geschäftsführung angesiedelt sind.

Deka Private und Wealth:

Und die NextGen? Wie beurteilen die potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger die Lage?

Beatrice Rodenstock:

Die nächste Generation möchte Entscheidungen gerne gemeinsam treffen, im Team führen. Aber es gibt auch ganz simple Unterschiede, wie das Thema „Duzen“. Die Nachfolgenden möchten gerne eine Kultur der Nähe schaffen, in der man sich duzt. Das ist oft für die übergebene Generation nicht so einfach, weil sie formal eine Distanz wahren möchte und damit besser in der Arbeitskultur umgehen kann. Auch solche Unterschiede zum Beispiel müssen besprechbar gemacht werden, um zu sehen, ob es Kompromisse gibt oder die ältere Generation tatsächlich damit leben könnte, dass es einfach gewisse Veränderungen gibt.

Deka Private und Wealth:

Das Setup im Nachfolgeprozess ist häufig eine Dreier-Konstellation. Neben Übergebenden und Nachfolgenden sitzen Beratende, wie Nachfolgeberater, Banken oder Beiräte, im Boot. Was kennzeichnet diesen externen Support?

Beatrice Rodenstock:

Je nach momentaner Situation im Nachfolgeprozess ist es wichtig, die jeweiligen Expertisen dabei zu haben, die in wichtigen Fragestellungen gerade benötigt werden, seien es zum Beispiel die Steuerberaterin oder der Rechtsanwalt. Auf der anderen Seite ist es auch gut, im Übergabeprozess eine längerfristige Begleitung zu haben, zum Beispiel, wenn es darum geht, den Beratungsprozess zu strukturieren, Meilensteine zu definieren, einen Übergabeplan oder auch eine Family Governance aufzustellen. Und natürlich können weitere neutrale Personen, wie zum Beispiel ein Beirat, die Diskussion zwischen den an der Nachfolge Beteiligten um ein ausgleichendes Moment ergänzen.

Thomas Klinger:

Durch ihre langjährigen Geschäftsbeziehungen und Nähe zu ihren Kundinnen und Kunden sind Kreditinstitute in einer Position, um auch mal das eine oder andere anzusprechen, was man so von ganz außen vielleicht nicht thematisieren kann. Also aus der Vertrauensbasis heraus zentrale Fragen zu stellen, wie: „Haben Sie eine Notfallregelung? Wie sind Ihre Kredite abgesichert? Haben Sie schon über darüber nachgedacht, jetzt Anteile zu übergeben“?

Deka Private und Wealth:

Sie sprechen hier eher faktenbasierte Fragestellungen an. Können Kreditinstitute Unternehmerfamilien auch wichtige Impulse bei emotionalen Aspekten beisteuern?

Thomas Klinger:

Natürlich haben Kundenberaterinnen und -berater zunächst den nüchternen Blick auf Zahlen und Fakten, der auch immens wichtig ist. Doch gleichzeitig sind sie die bzw. der Vertraute, kennen die Familie, kennen das Unternehmen und können deshalb wichtige Denkanstöße im emotionalen Kontext liefern. Gerade in Familienunternehmen findet viel unter der Oberfläche statt. Unterschwellige Probleme, die möglicherweise jahrzehntelang im Hintergrund gebrodelt haben, kommen im Nachfolgeprozess unweigerlich auf den Tisch. Kreditinstitute und ihre Netzwerkpartner können den emotionalen Findungsprozess jedes einzelnen Familienmitglieds oder auch der Familie als Ganzes begleiten. Vor allem, wenn es darum geht herauszufinden, welche unterschiedlichen Werteebenen es gibt, wie die Kräfteverhältnisse aufgeteilt und das familiäre Vermögen gesteuert werden sollen. Dies ist ein wichtiger Filtermechanismus, um alle Interessen auf möglichst einen gemeinsamen Nenner zu bekommen.

Deka Private und Wealth:

Der „EY Global Wealth Research Report 2025“* unterstreicht, dass es im Wealth Management-Segment zukünftig nicht mehr ausreichen wird, sich als Anbieter auf den Bereich der Vermögensverwaltung zu beschränken. Vielmehr komme es darauf an, einerseits Spezialisierungen auszubauen und andererseits Kundinnen und Kunden ganzheitlich zu begleiten - so auch bei der Nachfolge. Wie ist hier der Sparkassensektor positioniert?

Thomas Klinger:

Sparkassen haben zu ihren Kundinnen und Kunden ein Vertrauensverhältnis über Jahre oder auch Jahrzehnte hinweg aufgebaut und zudem eine hohe Transparenz in Bezug auf die einzelne Kundenbeziehung. Aus diesen vertieften Kenntnissen über Kundinnen und Kunden und deren familiären sowie unternehmerischen Verhältnissen lassen sich mit dem Angebot innovativer Beratungsansätze und Lösungen Kundenvorteile generieren. Ohnehin erwartet das Wealth Management-Klientel, dass Kreditinstitute nicht nur Produktlösungen anbieten, sondern über mehrwertstiftende Zusatzthemen als strategischer Partner ganzheitlich zur Seite stehen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierbei das Generationenmanagement, welches wir unter Hinzunahme professioneller Netzwerkpartner wie Steuerberater, Rechtsanwälte, Mediatoren usw. mit einem allumfassenden Lösungsspektrum in allen Belangen der Unternehmens- und Vermögensnachfolge hoch individuell und maßgeschneidert anbieten.

Hintergrundbeitrag zum Thema.

Die Nachfolge im Familienunternehmen ist oft von Emotionen geprägt. Lesen Sie, wie der neutrale Blick von außen helfen kann, familiäre Erwartungen, unternehmerische Verantwortung und individuelle Wünsche in Einklang zu bringen – für eine gelingende Übergabe.

Zum Hintergrundbeitrag

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