INTERVIEW
Rezept gegen Volatilität.
Alexander Hopff, Leiter Dienstleistungen Private Banking bei der Deka Private Banking und Wealth Management, erläutert im Gespräch, warum gerade Unternehmerinnen und Unternehmer sich beim Timing manchmal zu viel zutrauen.
Warum zögern so viele Vermögende vor dem Einstieg in den Kapitalmarkt, die sonst keine Scheu auch vor weitreichenden Investitionsentscheidungen haben?
Das liegt in erster Linie an der Volatilität der Märkte, die gerade in diesen Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten zugenommen hat. Am Kapitalmarkt können Sie jederzeit ein- und aussteigen, die Kursinformationen sind sehr transparent und überall verfügbar. Daher sehen Investoren die Schwankungen täglich. Wenn Sie beispielsweise direkt in eine Immobilie investieren, haben Sie nicht permanent neue Preise. Entwicklungen sehen Sie meist erst über längere Zeiträume. Dabei gibt es natürlich auch dort Schwankungen. Das sehen wir jetzt durch die Zinswende. Doch am Kapitalmarkt hat man eher die Sorge, am Tag 1 einzusteigen und schon am Tag 2 zu sehen, dass man mit einem Tag warten 2 Prozent günstiger hätte einsteigen können. Also warten viele ab. Und warten und warten.
Aber langfristig entwickeln sich doch die Kapitalmärkte historisch betrachtet verlässlich nach oben…
Nicht jede Investorin oder jeder Investor hat aber gleich diesen „entspannten“ Blick auf die Entwicklung. Dazu kommt, dass man den Ehrgeiz hat, mit dem richtigen Zeitpunkt die Rendite noch mal zu steigern.
Ist der richtige Einstiegszeitpunkt denn wirklich so entscheidend?
Natürlich kann er einen Unterschied machen, gerade bei kurzfristigen Investments. Aber es gibt eben keine Garantie auf den perfekten Einstieg. Dazu sind die Kapitalmärkte kurzfristig zu unberechenbar. Ich erlebe es aber immer wieder gerade bei Unternehmerinnen und Unternehmern, dass sie sich das optimale Timing zutrauen. Manchmal liegen sie richtig, manchmal nicht.
Warum gerade Unternehmerinnen und Unternehmer?
Weil sie gewohnt sind, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Für ihr Unternehmen treffen sie täglich Investitionsentscheidungen. Und sie wären nicht in der Vermögenssituation wie es unsere Private-Banking-Kundinnen und Kunden sind, hätten sie nicht zahlreiche richtige Entscheidungen getroffen.
Doch wieso lässt sich dieses Know-how nicht auf den Kapitalmarkt übertragen?
Unternehmer kennen ihre Märkte und Branchen sehr gut. Aber ein privates Investment dient sinnvollerweise der Diversifizierung ihres Vermögens, um sich auch von den Entwicklungen ihres Unternehmens etwas unabhängiger zu machen. Spätestens treffen sie dann Investitionsentscheidungen außerhalb ihres Erfahrungskosmos.
Was wäre das sinnvollere Vorgehen?
In volatilen Märkten bewährt sich ratierliches Anlegen: Regelmäßig werden Anteile zu einer fixen Summe hinzugekauft. Der Vorteil: Wenn die Kurse niedrig sind, werden mehr Anteile erworben als bei hohen Kursen. Damit profitieren Sie umso deutlicher bei Kursanstiegen. Sie investieren also antizyklisch.
Hintergrundbeitrag zum Thema
Wie regelmäßige Investitionen die Sorge vorm falschen Kaufzeitpunkt nehmen. Wie Sie durch regelmäßige Zukäufe Schwankungen reduzieren.
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